Das Fräulein Buchhändlerin

Bergmann, Martina


Roman

Eisele Verlag, 2025
ISBN: 978-3-96161-091-4
254 S. 


Darum geht's:
 Amanda ist sehr zufrieden mit ihrem Alltag. Sie schätzt den Kaffee, den ihr Horst, der erste Sortimenter, täglich zubereitet, sie liest gern und viel und sie mag die Abende und Gespräche mit ihrer Oma. Ihr Mittelpunkt ist die Buchhandlung von Otto Angler in Bielefeld, in der Amanda seit Beendigung der Berufsschule arbeitet. Otto Angler hat das Potenzial von Amanda schon lange erkannt, fördert und unterstützt sie schon seit ihren Ausbildungstagen und hält große Stücke auf sie. Dass Amanda eigentlich demnächst heiraten und Kinder kriegen soll, weil das im Jahr 1965 gesellschaftlich so von ihr erwartet wird, das interessiert sie nicht und auch ihre Oma hält davon nicht viel. Als Otto Angler plötzlich und unerwartet stirbt, bietet sich ihr die Möglichkeit, sein Geschäft zu übernehmen. Amanda weiß um ihr kaufmännisches Fachwissen und ihr umfassendes Talent, was den Buchmarkt betrifft und ist fest entschlossen, ihre eigene moderne Buchhandlung aufzubauen. Dabei stößt sie auf den Widerstand der Bevölkerung und ganz speziell auf jenen, einiger Herren, die aber bald deutlich merken, dass sie Amandas Intelligenz und vor allem auch ihren Mut und ihre Entschlossenheit unterschätzt haben. 

Obwohl die junge Dame sich von nichts und niemandem beirren lässt und willensstark ihren eigenen Weg geht, muss sie lernen, was Loyalität wirklich bedeutet und manche Mitmenschen auf ihrem Weg auch hinter sich lassen. Allerdings merkt sie auch, dass andere ihr beistehen, dass die Zeiten sich ändern und dass sie nicht nur Gegen- sondern auch starken Rückenwind erhält. 

"Das Fräulein führt Otto Anglers Buchhandlung weiter", sagte Friedrichs Vater voller Anerkennung und auch mit einer warmen Spur.
"Allerhand", meinten die Herren.
"Moderne Zeiten", sagte einer, und es klang, wie bei Friedrichs Vater, etwas ungelenk. Eckig, denn sie waren nun mal Ostwestfalen. Die brauchten ihre Zeit." (S. 220 ff)

So geht's mir dabei: Martina Bergmann ist nicht nur eine großartige Stilistin, sie ist auch eine Expertin in Sachen Buchhandel. In ihrem Roman erzählt sie von einer mutigen jungen Buchhändlerin in den 1960er Jahren und streift dabei unter anderem die Geschichte des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, der 2025 sein 200-jähriges Jubiläum feiert. 

Ich muss zugeben, es hat einige Seiten gedauert, bis ich in die Sprache, die die Autorin für diese Geschichte gewählt hat, hineingefunden habe. Doch genau diese macht den Roman so außerordentlich. Martina Bergmann gelingt dadurch ein emotionaler Zeitsprung, der die Ereignisse um Amanda, Horst, Otto und Henriette für uns Lesende greifbar werden lässt. 

Die vielen Szenen, in denen die junge Buchhändlerin standhaft bleibt und ihr Vorhaben - mitunter lautstark - verteidigt, feiere ich ganz besonders und fast noch mehr jene, in denen andere Frauen sich ihr an die Seite stellen und sie dabei unterstützen. 

Geht's kurz und knapp? Ein sehr gelungener Ausflug in die zunehmende Emanzipation der Frau in den 1960er Jahren. Eine Geschichte, in der es um die Intelligenz, den Mut und die Stärke von Frauen im letzten Jahrhundert geht. Sehr empfehlenswert.  



Wenn du das Buch (oder ein anderes) über diesen Link bei der Tyrolia Buchhandlung bestellst, unterstützt du damit meinen Blog und natürlich den stationären Buchhandel. DANKE dafür. 



Ich bedanke mich von Herzen für das Rezensionsexemplar beim wundervollen Eisele Verlag.
 

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