Gun Love

Clement, Jennifer


Darum geht's: Eine 14 jährige wächst in einer Wohnwagensiedlung auf. Sie lebt dort mit ihrer Mutter in einem Auto. Die Mutter, Margot, eigentlich aus einer sehr wohlhabenden Familie, hat ihren Eltern ihre Schwangerschaft, ja sogar die Geburt des Babys verschwiegen und ist von zu Hause weggerannt. Beinahe mittellos findet sie die vorübergehende Bleibe in einem Ford Mercury. Aus "vorübergehend" werden 14 Jahre. Das Mädchen, Pearl, erzählt in Gun Love von ihrem Leben mit ihrer Mutter, die sie verehrt, die ihr Ein und Alles ist. Ihre Mutter besitzt die besondere Fähigkeit in das Innere der Menschen zu sehen.
"And she could see into me too. Once she said, Baby, Pearl, don't love me so much. I'm not worth it." (S.24)

Selbst eine begnadete Pianistin, drückt sie sich immer wieder in Songs und Songtexten aus. Das Leben in dem 'Trailerpark' wird bestimmt von einem zwar sehr ärmlichen aber abgesehen davon, von einem recht normalen Alltag. Pearl geht mit Mädchen ihrer 'Nachbarschaft' in die Schule und vertreibt sich auch die Nachmittage mit diesen. Am Sonntag findet sogar eine Messe statt, die sie gelegentlich mit den Eltern ihrer Freundin April May besucht. Alles ändert sich allerdings, als Eli in das Leben von Pearl und ihrer Mama tritt. Plötzlich tauchen immer mehr Waffen auf. Wenn es auch anfangs nicht so aussieht, als würde dies in direktem Zusammenhang mit Eli stehen. Eli. Ein Mann, in dem sich Pearls Mama Margot gänzlich verliert.
"It's like an umbrella in the rain.
Why did Eli give it to you?
He thinks this pistol is like giving me roses, my mother said.
Eli thought that two girls living all alone in a car is all a gun needs." (S.93)
So geht's mir dabei: Seit langem habe ich wieder einmal ein Buch auf Englisch gelesen. Das war eine Fügung des Schicksals - ich habe es versehentlich so bestellt - und dafür bin ich dankbar. Die wundervolle Sprache von Jennifer Clement möchte ich nicht missen. Ich wollte mir alle paar Seiten Zitate markieren,Textpassagen `rausschreiben, Sätze merken.

Ich finde, die Traurigkeit der Lebensentwürfe spürt man am eigenen Leib. Gar nicht, weil die ganze Geschichte so traurig ist. Im Gegenteil. Clement beschreibt die Tatsache, dass die beiden in einem Auto in einer Wohnwagensiedlung im Nirgendwo in Florida wohnen sogar sehr wertfrei. Aber die Selbstzweifel der Mutter, die Liebe zu ihrer Tochter, die Angst, die Wünsche, die Hoffnungen....dies alles wird unterschwellig vermittelt und macht traurig. Mich zumindest.
Die Wendungen im zweiten und dritten Teil der Geschichte sind natürlich keine wundervollen. Klarerweise geht es nicht gut aus, wenn überall Waffen auftauchen. Clement macht hier einen Rundumschlag mit dem sie in allen Facetten auf das Waffengesetz in Amerika und dessen fatale Folgen aufmerksam macht. Dies ohne erhobenen Zeigefinger aber mit Fakten und Geschichten, die den Zeigefinger für sich erheben.
Über allen anderen Themen steht in diesem Roman meiner Meinung nach aber die Liebe. Die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind, die Liebe einer Frau zu einem Mann, gegen die sie sich nicht wehren kann und die Liebe einer Tochter zu ihrer Mutter.
Sehr berührend sind für mich Szenen, in denen die beiden ihre Hände ineinander legen. Ganz nebenbei. Aber gerade deswegen mit so viel Gefühl. Und so tiefer Verbundenheit.

Geht's kurz und knapp: Ich finde das Buch erstklassig. Jennifer Clement schafft es, unglaublich viel Gefühl in ihre Worte zu legen und gleichzeitig aus ihren Lesern hervorzuholen. Klare Leseempfehlung meinerseits.

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Tyrolia

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Suhrkamp Verlag, 2018 (Link zur deutschen Fassung des Romans)
978-3-518-42832-0


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