Himmel ohne Ende
Engelmann, Julia
Roman
Diogenes Verlag, 2025
ISBN: 978-3-257-07323-2
336 Seiten
Darum geht's: Charlie ist fünfzehn und hat es in ihrem Leben nicht gerade leicht. Sie vermisst ihren Vater, der sie und ihre Mutter verlassen hat. Sie verliert nach und nach den Anschluss zu ihren Klassenkolleg:innen, bleibt immer öfter außen vor, wird dadurch verunsichert und verliert auch noch die letzten verbliebenen Freund:innen. Sie zieht sich in ihre Gedankenwelt zurück, die geprägt ist von lauter Fragen über das Leben. Ihre Mutter merkt das und sorgt sich sehr, aber Charlie schafft es nicht, offen mit ihr darüber zu reden, wie es ihr geht. Sie verbringt immer mehr Zeit zu Hause in ihrem Zimmer mit ihrem Meerschweinchen und hat das Gefühl, durch eine Glasscheibe von der Welt abgetrennt zu sein.
Dann kommt ein neuer Mitschüler, Kornelius, in ihre Klasse. Schon beim ersten Zusammentreffen sieht er Charlie, spricht sie unvermittelt an, hält ihr die Tür des Busses auf und wartet auf sie. Er, der nach dem ersten Schultag von allen Pommes genannt wird, kommt mit ihren Mitschüler:innen und mit Charlie gut aus, wird von allen gemocht und versteht, wie Charlie ist und wie sie sich fühlt. Auch er leidet unter dem Schmerz, jemanden zu vermissen und schnell entwickelt sich zwischen den beiden eine Freundschaft, durch die Charlie völlig neue Wege beschreitet und schließlich sich selbst kennenlernt.
"Vielleicht konnte ich nicht nur jemand für jemanden sein, sondern auch jemand für viele.Und dann dachte ich gar nichts mehr, sondern tanzte." (S. 226)
So geht's mir dabei: Als ich mich auf die Suche nach einem Zitat für meine Rezension machte, fiel mir die Auswahl schwer. Schließlich hat dieses Buch Julia Engelmann geschrieben und wenn wir eines ganz genau wissen, dann das: Sie kann Sprache.
Dies ist der erste Roman der bekannten Poetry-Slammerin und Lyrikerin und ich war sehr gespannt, was mich hier erwartet. Ich liebe es, Bücher von so begabten Sprachkünstlerinnen zu lesen und habe mir unzählige Stellen im Buch markiert. So zum Beispiel:
"Ich kreischte wegen der Kälte, aber dann tauchte ich unter, einfach so, und dachte nicht mal an Halsentzündung, sondern daran, dass ich gerade durch eine Erinnerung schwamm,(...)". S. 273"Vielleicht braucht man manchmal gar nicht die richtigen Worte, sondern bloß die richtige Stille." S. 183"Wir müssen uns was wünschen', sagte ich, 'auf drei!' Dann schloss ich die Augen. Und wünschte mir alles." S. 178"Vielleicht war es gar nicht so bescheuert, wenn Erwachsene übers Wetter redeten. Vielleicht klebte das wirklich Gespräche und Momente zusammen, die sonst auseinanderfielen." S. 136
Wundervolle Sätze sind das und in diesem Sprachstil wird man durch diese sanfte Geschichte über einen Schritt zum Erwachsenwerden getragen. Ich habe das Buch so gerne gelesen und war gern an Charlies und Pommes' Seite in diesem turbulenten Schuljahr mit vielen Situationen, in die ich mich sehr gut hineinfühlen konnte.
Geht's kurz und knapp? Ein Buch, perfekt um Jugendliche besser zu verstehen und um eine Innensicht zu erhalten, wo sie uns sonst oft verwehrt bleibt. Aufschlussreich, einfühlsam und sehr wahr.
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Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an den Diogenes Verlag.
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