Only Margo
Thorpe, Rufi
Roman
Übersetzt aus dem amerikanischen Engl. von
Heike Reissig
Ecco Verlag, 2025
ISBN: 978-3-7530-0103-6
Darum geht's: Margo ist eine Studentin, die sich auf eine Affäre mit ihrem Collegeprofessor eingelassen hat. Sie wird schwanger, woraufhin der Professor sie verlässt und jeglichen Kontakt abbricht. Seine Familie bietet ihr sogar Geld an, unter der Voraussetzung, dass sie ihn nicht mehr kontaktiert. Einige Menschen raten Margo dazu, die Schwangerschaft abzubrechen, darunter der Kindsvater und ihre eigene Mutter. Doch sie entscheidet sich dagegen und bekommt das Kind. Schnell stellt sie fest, dass sie nicht wusste, was für eine Tragweite diese Entscheidung hat. Sie ist Anfang 20, hat keinen Abschluss und niemanden, der auf ihr Baby aufpassen kann, während sie zum Beispiel einer Arbeit nachgehen würde, um auch finanziell für sich und ihr Kind sorgen zu können.
Durch eine Erzählung ihres Vaters Jinx, ein Ex-Wrestlingprofi, der vorübergehend bei Margo wohnt, kommt sie auf die Idee, online Geld zu verdienen. Sie wird auf die Plattform OnlyFans aufmerksam. Dort verdienen Frauen mit ihren Körpern Geld. Sie sieht das als Chance, für ihren Sohn zu sorgen, ohne dabei in den finanziellen Ruin zu schlittern.
Margo denkt sich originelle Geschichten aus, verkörpert online verschiedene Charaktere, zeigt dabei aber natürlich auch anzügliche Bilder von sich, denn darum geht es bei OnlyFans vorrangig. Langsam fängt das Geschäft an, zu florieren. Dennoch ist sie immer wieder mit moralischen Ängsten und Vorwürfen konfrontiert. Einerseits von ihrer Mutter, die sich für ihre Tochter schämt, aber dennoch nicht gewillt ist, ihr auf irgendeine Weise zur Seite zu stehen. Andererseits auch vom Vater des Babys, der plötzlich Kontakt aufnimmt und Margo das Sorgerecht entziehen will. Ausgerechnet er, der als Familienvater und Ehemann eine Studentin verführt hat, beginnt nun, die Moralkeule zu schwingen und hat Angst, dass Margo kein guter Umgang für ihr eigenes Baby ist....
"Wie wird es für Bodhi sein, wenn er älter wird? Was ist, wenn einer seiner Freunde deinen Account findet und jeder an der Schule erfährt, dass seine Mutter ein Pornostar ist?" (...)Margo musste schlucken, denn darüber hatte sie sich tatsächlich noch nie Gedanken gemacht.(S. 233)
So geht's mir dabei: Rufi Thorpe hat es geschafft, über eigentlich doch sehr bedrückende Themen ein Buch zu schreiben, das Leichtigkeit und vor allem sehr viel Liebenswürdigkeit versprüht.
Was mich während der Lektüre aber wirklich aufgewühlt hat, war, dass ständig die Moral von Margo hinterfragt wurde. Vor allem auch von Mark, ihrem ehemaligen Professor. Was seine Kinder sich darüber denken, dass er eine Studentin geschwängert hat, scheint dabei niemanden zu interessieren. Und wenn wir uns ehrlich sind: Genau so wäre bzw. ist es auch in real life. Ob Margo eine gute Mutter ist, wenn sie "so" ihr Geld verdient und was das für Auswirkungen auf ihr Kind hat, das sie über alles liebt und liebevoll umsorgt, wird thematisiert von ihrem Umfeld und letztendlich natürlich auch von ihr selbst. Während Väter schon gefeiert werden, wenn sie es schaffen, eine Windel zu wechseln und es dabei völlig egal ist, was sie den restlichen Tag machen, hat die Mutter immer alles ausschließlich zum Wohl des Kindes zu tun. Auch wenn sie Geld verdient, muss sie bei der Entscheidung, wie sie das macht, an die Folgen für das Kind denken.
Ich feiere dieses Buch sehr. Ich mag es, dass Jinx, Margos Vater, Sorgearbeit übernimmt. Ich mag die Naivität und den Kampfgeist von Margo. Die unterschiedlichen Charaktere haben zahlreiche Ecken und Kanten und viele von ihnen schließen wir beim Lesen ins Herz. Die Sprache ist - nicht zuletzt dank der grandiosen Übersetzung von Heike Reissig - eingänglich und das Buch liest sich wie ein locker fluffiger Sommerroman. Dabei ist es so viel mehr. Wer genauer hinsieht, entdeckt hier unzählige gesellschaftliche Phänomene, die hinterfragt werden müssen.
Geht's kurz und knapp? Wie weit darf Frau gehen, um Geld zu verdienen und für ihr Kind zu sorgen? Wo fängt Moral an, wo hört Scheinheiligkeit auf? Diese Fragen dürfen wir uns während der Lektüre stellen und versuchen, Antworten darauf zu finden.
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Ich danke der Tyrolia Buchhandlung, die mir das Buch als Leseexemplar zur Verfügung gestellt hat.
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