Das Buch der Schwestern
Nothomb, Amélie
Brigitte Große
Roman
ISBN: 978-3-257-07286-0
158 S.
Darum geht's: Nora und Florent sind ein Liebespaar, das seinesgleichen sucht. Nicht nur ist es Liebe auf den ersten Blick, ihre Liebe ist auch beständig und scheint mit der Zeit ins unermessliche zu wachsen. Sie haben nur Augen und Gefühle für einander. Dass sie ein Kind bekommen, ist mehr eine Entscheidung aus äußeren Einflüssen als ein Wunsch danach, ihre Familie zu vergrößern. Als das Kind da ist, ändert das nichts daran, dass die Eltern in erster Linie einander lieben. Die kleine Tristane ist sehr ruhig und spürt, dass sie in den Herzen ihrer Eltern eigentlich keinen Platz hat. Als sie fünf Jahre alt ist, bekommt sie eine Schwester. Sie kümmert sich von der ersten Minute quasi ausschließlich um das Baby Laetitia. Das macht sie so gut, dass die Eltern schnell beide wieder ihrer Arbeit nachgehen und die Kinder alleine zu Hause lassen.
Die Mädchen wachsen heran, werden zu sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten und gehen auf ganz andere Weise mit dem Fehlen der Zuneigung der Eltern um. Laetitia wird eine selbstsichere Persönlichkeit, will Musikerin werden, gründet eine Band und hegt gegenüber ihrer Mutter und ihrem Vater genauso wenig Respekt und Liebe wie umgekehrt. Sie, die von ihrer ersten Minute an von der Schwester geliebt und umsorgt wurde, hält nicht viel auf ihre Eltern. Tristane hingegen ist unsicher und leidet stets unter der Distanz, die von ihren Eltern ausgeht. Allerdings haben auch die Schwestern eine ganz besondere Art der Liebe und Zuneigung zueinander entwickelt und so ist auch Tristane bald stark genug, ihren eigenen Weg zu gehen.
"Laetitia hatte einen erstaunlichen Wortschatz, in dem allerdings die Worte Papa und Mama fehlten. Das hätte die Eltern bestimmt empört, wenn es ihnen denn aufgefallen wäre." (S. 56)
So geht's mir dabei: Uff. Das Buch war teilweise wirklich so fernab jedweder Realität, dass ich es beinahe abgebrochen hätte. Vor allem der Anfang der Geschichte, in dem die kleinen Kinder auf sich allein gestellt sind, hat mich wahnsinnig gemacht. Die Fünfjährige erledigt Tag und Nacht alles, was das Baby braucht. Die Eltern müssen nicht einmal mehr im selben Haus sein, gehen Arbeiten und haben weiterhin nur Augen füreinander. Als das Baby weint, sagt der Vater, es soll jetzt aufhören, also weint es nie wieder... Ja.
Ich habe jedenfalls weitergelesen und die zweite Hälfte des Romans wurde dann besser, realistischer und interessanter. Also habe ich den Beginn des Buches ausgeblendet und konnte so den weiteren Teil doch noch einigermaßen genießen, obwohl ich für die Eltern eigentlich nur Verachtung empfinde.
Geht's kurz und knapp: Eine sonderbare Geschichte über eine intensive Liebe zwischen Mann und Frau sowie zwischen zwei Schwestern, die eigentlich nur einander haben, obwohl beide Eltern mit ihnen unter einem Dach wohnen.
Wie immer kannst du das Buch direkt über den Link bei der Tyrolia Buchhandlung bestellen. Das unterstützt den stationären Buchhandel und auch meinen Blog. Danke dafür.
Ich danke dem Diogenes Verlag von Herzen für das Rezensionsexemplar.
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