Sieben Tage einer Ehe

Keane, Mary Beth

Aus dem amerikan. Englisch
von Heike Reissig. 

Roman

Eisele Verlag, 2024
ISBN: 978-3-96161-187-4
335 S. 


Darum geht's
: Jess und Malcolm sind seit vielen Jahren ein Ehepaar. Beide haben in beruflicher Hinsicht Ziele erreicht. Malcom hat sich mit dem Kauf einer Bar seinen Traum verwirklicht. Jess ist Anwältin. Doch der gemeinsame Kinderwunsch bleibt unerfüllt und während sich Malcolm mit dieser Tatsache nach und nach abfindet, während ihm die Familie Jess und Malcolm genügt und er sich auf seine Bar und die damit einhergehenden Geldprobleme konzentriert, wird Jess immer frustrierter. Sie kann sich nicht damit abfinden, kinderlos zu bleiben, denkt über Alternativen nach. Außerdem nimmt sie es Malcolm übel, dass er die Bar, ohne auf ihren Rat zu hören und somit ohne die Prüfung des Kaufvertrags, gekauft hat, was ihnen beiden erhebliche finanzielle Probleme bereitet. 

Der Mix aus all diesen schwierigen Umständen stellt Jess plötzlich vor die Frage, ob die Liebe zu Malcom ausreicht, um all dies zu meistern und als Paar glücklich zu bleiben. Sie verlässt Malcolm für eine Auszeit und beginnt eine Affäre mit einem geschiedenen Familienvater, der die Obsorge für seine Kinder trägt. Plötzlich findet sie sich in einem Familienleben wieder, das so ist, wie sie es sich immer erträumt hat. Nur Malcolm ist kein Teil davon. Als ein Schneesturm die ganze Stadt lahm legt, müssen sich Jess und Malcolm den Fragen stellen, die sie seit Wochen beschäftigen. Reicht ihre gemeinsame Vergangenheit? Ihre Verbundenheit? Ihr gemeinsames Leben? Waren sie wirklich glücklich miteinander? Reicht ihre Liebe zueinander?

"Aber wann hört es auf? Wir haben einander. Und du bist mir genug. (...) Wir versuchen es jetzt schon so lange. Wir zwei sind doch auch eine Familie. Oder nicht?" (S. 101)


So geht's mir dabei: Ich mag die Sprache der Autorin und ihrer Übersetzerin sehr. Schon den Roman "Wenn du mich heute wieder fragen würdest" habe ich gern gelesen und auch mit diesem Buch ist es mir so ergangen. 

Es ist eine ruhige Geschichte. Ohne große Dramen, ohne Kitsch, ohne Knalleffekt. Die Dramen haben sich in der Beziehung schon in der Vergangenheit abgespielt, wir steigen eigentlich erst danach in die Erzählung ein und erfahren die Details aus Rückblicken. Wir lernen Jess und Malcolm mit all ihren Vorzügen und Fehlern sehr gut kennen, wodurch wir ihnen sehr nahe kommen. 

Die Autorin arbeitet sich in dem Roman an der Frage ab, ob es sich lohnt, eine Beziehung, die in Trümmern liegt, die schon sehr viel aushalten musste, zu kitten oder ob ein Neuanfang die bessere Lösung ist. 

Dabei werden keine ausschweifenden und vor allem keine außergewöhnlichen Lebensumstände mit einbezogen. Es ist, wenn man so will, ein ganz normales Ehepaar, eine unspektakuläre Beziehung mit Höhen und Tiefen, die das Leben so mit sich bringt, die Menschen auf die eine oder andere Weise zu meistern haben. Und wahrscheinlich ist es genau dieses Unspektakuläre, das den Roman für mich ausmacht. Es ist alles sehr nachvollziehbar und verständlich aber auch traurig und mitunter melancholisch. Mich hat die Geschichte sehr berührt. 

Mir liegen Jess und Malcolm wahrlich am Herzen und ich denke gern an die Zeit mit ihnen während meiner Lektüre zurück. 

Einziger Kritikpunkt ist der Titel. Im Original heißt das Buch "The Half Moon" und das finde ich viel stimmiger. Dieser Zeitraum von sieben Tagen hat in mir zu Beginn permanent die Erwartung irgendeines Ereignisses ausgelöst und das war gänzlich unpassend. Aus dieser Haltung musste ich erst wieder herausfinden, um das Buch in seiner Sanftheit genießen zu können. 


Geht's kurz und knapp? Ich habe diese ruhige Geschichte über den Wendepunkt der Ehe von Jess und Malcolm wirklich sehr gern gelesen. 




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Herzlichen Dank an den Eisele Verlag und die Verlagsvertretung Politycki & Partner für das Rezensionsexemplar. 

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