Paare

Eine Liebesgeschichte


Millner, Maggie

Aus dem amerikanischen Englisch 
von Eva Bonné

Klett-Cotta Verlag, 2024
ISBN: 978-3-608-96612-1
120 S. 





Darum geht's
: Die namenlose Ich-Erzählerin lebt mit ihrem Freund und ihrer Katze ein unaufgeregtes Leben in einer kleinen Wohnung in Brooklyn. Lange Zeit erlaubt sie sich lediglich in ihren Gedichten und Gedanken ihren Sehnsüchten nach sexueller Verführung, nach Obsession, nach Frauen Ausdruck zu verleihen. Erst entfernt sie sich zögerlich von ihrem Partner, den sie liebt, doch bei dem sie das Gefühl hat, sich selbst zunehmend zu verlieren. Schließlich trennt sie sich von ihm, um sich auf ein Liebesabenteuer mit einer Frau einzulassen, die sie in einer Bar kennengelernt hat. 

Was aufregend, wild, liebevoll, verführerisch, leidenschaftlich und zärtlich beginnt, ändert sich auch mit der Zeit. So bleibt es nicht. Hat es sich gelohnt, dafür alles aufzugeben? Was war es denn wirklich, das sie aufgegeben hat? Würde sie wieder so entscheiden?

"Manchmal dachte ich an dieses Dreieck - 
dessen offenkundiger Zweck

es wohl war, Kreativität zu entfalten
und den blutleeren Alltag perverser zu gestalten - 

und landete bei mir. Wie eitel ich war, 
und meine Hinterlist so unberechenbar

wie ein Hund, der dafür eingeschläfert wird.
Falls sich da überhaupt ein Unterschied verbirgt, 

war es der, dass der Gedanke an Untreue
mich nicht erregte, sondern zu Reue

und Schmerzen führte, die kaum als Fetisch taugten.
Die Gefühle der Eifersucht laugten

mich aus und drohten, meine Lust nicht zu beleben,
sondern - so fühlte es sich an - für immer aufzuheben."
S. 49

So geht's mir dabei:
Ich habe das Buch gern gelesen und fand den Wechsel zwischen Lyrik und Prosa spannend. Gedichte mag ich und kann mich in allen möglichen Formen der Lyrik fallen lassen. Das ist mir auch in diesem Buch - vor allem in der ersten Hälfte - gut gelungen, was natürlich ein Verdienst der Autorin und der Übersetzerin ist. In der zweiten Hälfte hatte ich an manchen Stellen das Gefühl, dass nur noch der Zeilenumbruch das Lyrische markiert, dadurch hat mich die Geschichte zeitweise verloren, was ich sehr schade fand. 

Insgesamt fasziniert es mich aber, wieviel Inhalt diese Zeilen auf den wenigen Seiten hergeben. Wir erfahren eine tiefgreifende, mitunter detailreiche Geschichte, die heteronormative Grundsätze aufbricht, diese Tatsache aber nicht wirklich zum Thema macht. Der Umstand, dass sich die Protagonistin zu Frauen hingezogen fühlt, wird nicht hinterfragt. Dass es mehr gibt, als Beziehungen zwischen Männern und Frauen ist endlich einmal einfach normal und das finde ich sehr schön. Thema ist aber das Ausbrechen aus einem einigermaßen ereignislosen, ruhigen Leben und das Eintauchen in ein aufregendes, leidenschaftliches, neues Leben und die Frage, ob es das wert war. Darüber könnte ein seitenstarkes Buch verfasst werden und ich bewundere es, mit wie wenig Worten die Autorin dafür auskommt. Als Lesende hatte ich keine Sekunde lang das Gefühl, noch mehr Information zu benötigen, um der Protagonistin nahe zu sein und ihre Gedanken nachzuvollziehen. Das ist die Leistung diese Buches.  


Geht's kurz und knapp? Lust auf etwas Poesie vermischt mit ein wenig Prosa? Auf Liebe,, Leidenschaft und das Hinterfragen von Beidem? Dann ist das Buch ganz genau das richtige. 


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Ich bedanke mich herzlich beim Klett Cotta Verlag für das Rezensionsexemplar. 

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