Das glückliche Geheimnis
Geiger, Arno
Carl Hanser Verlag, München 2023
ISBN: 978-3-446-27617-8
236 S.
Darum geht's: Arno Geiger schreibt in diesem biografischen Buch über seinen Werdegang als Autor. Dabei enthüllt er nicht nur Geheimnisse, die sein Schreiben und seine Inspiration betreffen, sondern auch viele private, die mit seinen Beziehungen zu Frauen und zur eigenen Familie zusammenhängen.
Jahrelang gehörte ein Ritual zu seinem Leben, für das er sich irgendwie schämte, das er selbst seltsam fand und von dem er sich dennoch nicht lösen wollte, das er nun aber preis gibt: Er machte sich frühmorgens auf den Weg durch die Straßen Wiens und suchte in Altpapiercontainern nach Schriftstücken, die auf irgendeine Weise interessant für ihn waren.
"In vielen Briefen stieß ich auf eine beiläufige Offenheit, die mir gefiel, eine gänzlich unverkrampfte Direktheit, die mich zuerst beeindruckte, dann beeinflusste und schließlich mein Schreiben veränderte." (S. 97)
Diese Direktheit des Geschriebenen faszinierte ihn, davon erzählt er an unterschiedlichen Stellen im Buch. Auch die Besonderheit, Schriftstücke zu lesen, deren Urheber*innen und deren Adressat*innen nicht bekannt sind, hebt er hervor. Inwiefern dies sein eigenes Schaffen beeinflusste und was sich in seinem Privatleben rund um diese Touren zugetragen hat, davon erzählt er in dem Roman.
So geht's mir dabei: Seit langem habe ich wieder einmal ein Buch eines Autors gelesen. Aus persönlichen Gründen hat es mich sehr interessiert, aus denselben Gründen werde ich das Buch nicht bewerten.
Hervorheben möchte ich, dass Arno Geiger das Thema Gendern auf interessante Weise löst. Oft verwendet er nicht die verallgemeinernde männliche Form, sondern das Neutrum. Das habe ich so noch nicht gelesen und ich fand es eine spannende Lösung.
"Oft ist es in Beziehungen so, dass eins dem andern beweisen will, dass es stärker ist, nicht stark, sondern stärker. Das ist der große Fehler, dass eins nicht stark sein will, sondern stärker." (S. 80)
Während der Roman zu Beginn einer Erzählung gleicht, hatte ich zum Ende hin das Gefühl, einem inneren (beinahe philosophischen) Monolog des Autors beizuwohnen.
Besonders interessant fand ich aber die Hintergründe zur Entstehung seiner früheren Romane, von denen ich einige gelesen habe. Arno Geiger hat den Deutschen Buchpreis zu einer Zeit gewonnen, in der ich gerade mein Germanistik Studium absolvierte. Natürlich haben wir an der Uni das Buch "Es geht uns gut" auch gelesen und besprochen. In seinem aktuellen Buch "Das glückliche Geheimnis" nun davon zu lesen, wie sich das damals zugetragen hat, wie es ihm dabei ergangen ist, war für mich wie ein spannender Blick hinter die Kulissen.
Geht's kurz und knapp? Wer mehr über den Schriftsteller Arno Geiger, seine Beziehungen, seine Familie und sein Schaffen erfahren möchte, wird es während der Lektüre dieses Buches erfahren.
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Ich bedanke mich herzlich beim Hanser Verlag für das Rezensionsexemplar.
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