Die Definition von Glück

Cusset, Catherine

Roman

Aus dem Französischen von Sabine Schwenk

Originaltitel: La définition du bonheur, Gallimard 2021

Eisele Verlag, 2022
ISBN: 978-3-96161-140-9
375 Seiten


Darum geht's
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Wir tauchen ein in die Geschichten zweier Frauen, Clarisse und Ève. Beide wurden in den 60er Jahren in Frankreich geboren und im ersten Teil des Buches erfahren wir vom Verlauf ihrer Leben bis ins Jahr 2016, erzählt von Clarisse. 

Die einzelnen Kapitel sind abwechselnd Clarisse und Ève gewidmet und schenken den Leser:innen Einblick in verschiedene Stationen ihres Lebens, wodurch sich ein Gesamtbild der beiden Frauen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, entwickelt. 

Die Leben von Clarisse und Ève könnten nicht unterschiedlicher sein. Ève wandert aus und baut sich mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern ein Leben in den USA auf. Sie führt erfolgreich ein Catering-Unternehmen und ist glücklich mit ihrem Mann verheiratet, wenngleich es in der Ehe natürlich Höhen und Tiefen gibt. Clarisse hingegen reist in ihren 20ern einige Zeit durch Asien, wo sie auch ihren Traummann kennenlernt. Ein Freigeist, der sich aber eine Zeit lang mit Clarisse und ihren drei gemeinsamen Söhnen in Frankreich niederlässt. Auf Dauer funktioniert das aber nicht, weshalb die Beziehung in die Brüche geht und das Leben von Clarisse weniger stabil verläuft, als das von Ève. 

Die zweite Hälfte des Buches erzählt Ève weiter bis ins Jahr 2021 und wir erfahren von der Verbindung der beiden Frauen, die plötzlich über den unterschiedlichen Lebensentwürfen steht und alles verändert, das man bis dahin schon für sich eingeordnet hat. Über allem steht die "Definition von Glück" und die Erkenntnis, dass Glück so individuell ist, wie die Menschen selbst es sind. 

"Was wusste ich schon von Einsamkeit? Seit dreißig Jahren lebte ich mit demselben Mann zusammen, und dass meine Mutter einmal sterben würde, war noch völlig undenkbar für mich. Auf ihrem Badetuch sitzend, das Gesicht zur Sonne gewandt, sah Clarisse mich an." (S. 342)


So geht's mir dabei
Dieses Buch, das so durch und durch französisch anmutet, hat mich gänzlich in seinen Bann gezogen. Ich konnte es nicht aus den Händen legen und das hat gleich mehrere Gründe. 

Zum Einen sind die beiden unterschiedlichen Lebensgeschichten fesselnd und beide Frauen wachsen den Leser:innen mit der Zeit ans Herz. Man erlebt mit Ève und Clarisse sämtliche Höhen und Tiefen, empfindet Wut, Trauer, Mitgefühl, Liebe, Fröhlichkeit und will schließlich bei beiden wissen, wie es weiter geht, was das Leben für sie bereit hält. 

Außerdem weiß man aus dem Prolog um die Verbindung zwischen den Frauen und will herausfinden, wo diese zu finden ist. Das erschließt sich tatsächlich erst im zweiten Teil des Buches, der von Ève erzählt wird. Plötzlich wird das Licht, in dem man die beiden Frauen bislang gesehen hat, wieder ein ganz anderes und das ist die wahre Glanzleistung dieses Romans, die nicht zuletzt von der Übersetzerin hervorragend transferiert wurde. Die Rollen der Figuren haben sich für mich noch einmal völlig verändert, weil ich die Sichtweise durch die neue Erzählerin ändern durfte. Das war grandios und habe ich in dieser Form noch bei keiner Lektüre erlebt. 

Last but not least ist die Geschichte spannend und spitzt sich immer weiter zu. Die Autorin arbeitet mit unterschiedlichen Cliffhangern und ich konnte es kaum erwarten, deren Hintergründe aufgelöst zu wissen. Nicht nur einmal wurde ich dabei sehr überrascht. 


Geht's kurz und knapp? Wieder einmal hat mich ein Buch aus dem Eisele Verlag durch und durch begeistert und ich darf eine eindeutige und klare Leseempfehlung aussprechen.

Neugierig? Hier kannst du das Buch direkt bei der Tyrolia Buchhandlung bestellen. Dadurch unterstützt du den stationären Buchhandel und auch meinen Blog. Danke dafür!

Ich bedanke mich außerdem beim Eisele Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. 


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