Der Brand

Krien, Daniela 

Roman
Diogenes Verlag, 2021
ISBN: 978-3-257-07048-4
271 S. 


Darum geht's: Rahel und Peter sind ein Ehepaar, die seit beinahe 30 Jahren verheiratet sind. Rahel ist 49 Jahre alt und als Psychologin tätig, Peter ist ein 55 Jahre alter Germanistik Professor. Sie haben zwei Kinder großgezogen und respektieren und achten einander. Doch die Liebe ist in dieser Zeit auf der Strecke geblieben. Rahel vermisst die körperliche Liebe und leidet sehr unter der Distanz, die zwischen ihr und ihrem Ehemann ist. Peter geht es weniger um das Sinnliche, ihn schmerzt eher, dass seine Frau nicht in allen Belangen zu 100% hinter ihm gestanden ist, in den vergangenen Jahren. Vor allem seit diesem Vorfall an der Uni, bei dem ihm die Diskriminierung der Frauen zum Vorwurf gemacht wurde, hat er sich gänzlich von Rahel zurückgezogen. 

Nun fahren sie für 3 Wochen auf einen Bauernhof, den sie in dieser Zeit bewirtschaften. Ein Urlaub, in dem sie sich selbst und auch wieder zueinander finden möchten. Dabei verbringen beide viel Zeit mit sich allein, haben sich auch in verschiedenen Zimmern untergebracht, gehen ihren Tätigkeiten am Hof nach und versinken in ihren eigenen Gedanken und Erinnerungen. Sie versuchen immer wieder, miteinander zu sprechen, sind aber ohnmächtig, wenn es um ihre gegenseitigen Gefühle geht und oft bleibt das Wesentliche ungesagt. 

Darüber hinaus gibt es noch die Sorge um den Hofbesitzer Viktor, einen Künstler und Freund, den Rahel seit Kindertagen kennt. In seinem Atelier fühlt sie sich wohl und hier entdeckt sie vermeintliche Geheimnisse, die sie gern lüften würde. Doch nun liegt Viktor nach einem Schlaganfall im Krankenhaus und niemand weiß, was mit ihm wird. An seiner Seite seine Frau Ruth, der Rahel gerne beistehen würde, wenn diese es nur zuließe. 

Ihre Tochter Selma stattet Peter und Rahel einen Besuch am Bauernhof ab und bleibt mit den beiden Enkelsöhnen übers Wochenende. Peter freuts, Rahel fühlt sich ihrer Zweisamkeit mit Peter beraubt. Die persönlichen Dramen ihrer Tochter nehmen (wie gewohnt) allen Raum für sich ein. An einem anderen Tag kommen Selma und Simon, der Sohn von Peter und Rahel vorbei. Auch das zieht komplizierte Gedanken, Gespräche und Entscheidungen nach sich, die alle nur aufgewühlt zurück lassen. Und so vergehen die drei Wochen viel zu schnell und gleichzeitig viel zu langsam, denn irgendwie ändert sich dann doch einiges in der Beziehung der Eheleute. 

"Meine Einsamkeit ist manchmal so groß..." Seine Arme heben sich, seine Hände greifen in die Luft und sinken wieder herab. "Immer wenn ich dir davon erzählen will, finde ich keine Worte. Oder ich finde sie, kann sie aber nicht aussprechen." (S. 230)
So geht's mir dabei: Auf das Buch habe ich mich sehr gefreut, weil ich die Sprache von Daniela Krien wirklich schätze. Und damit hat sie auch hier nicht enttäuscht. Sie zeichnet Figuren, die real sind, die man zu kennen glaubt, die greifbar sind, an die man sich auch nach dem Lesen erinnern kann. 

Ich habe auch die Geschichte so interessant gefunden aber irgendwie, wurden dann zu viele Themen mit aufgenommen, die vom Eigentlichen abgelenkt haben. Die Besuche der Kinder nehmen so viel Raum ein, die Geschehnisse um Viktor dominieren den letzten Abschnitt. Das hätte es meiner Meinung nach hier nicht gebraucht. Ich hätte viel lieber gewusst, was denn nun passiert ist in diesen drei Wochen mit Peter und Rahel. Sie kommen sich wieder näher - das steht auch im Klappentext - so viel darf ich verraten. Aber warum? Ich würde es so spannend finden, das herauszufinden. Meiner Meinung nach geht der Plot hier viel zu wenig in die Tiefe - abgelenkt durch Nebenhandlungen, die die Geschichte nicht gebraucht hätte.

Mich lässt das Buch etwas ratlos zurück. Ich habe es zügig gelesen, weil es toll geschrieben ist und durchaus auch spannend. Ich war nach der ersten Seite Mitten in der Geschichte drin und wollte unbedingt wissen, was da nun kommt. Nach der Lektüre weiß ich das aber irgendwie nicht so wirklich. 

Geht's kurz und knapp? Nicht wirklich. Es ist ein gutes Buch aus dem man aber noch viel mehr machen hätte können, das viel tiefgründiger hätte sein dürfen.  

Ich habe das Buch in einer Leserunde der Facebook-Gruppe Buchbar der Tyrolia gelesen und in diesem Rahmen wurde mir das Buch freundlicherweise von der Tyrolia zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Interessiert? Hier kann das Buch direkt im Online-Shop der Tyrolia-Buchhandlung erworben werden. Das unterstützt den stationären Buchhandel und meinen Blog und dafür sage ich DANKE.



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