Gespenster
Alderton, Dolly
Roman
Atlantikverlag,
2020
ISBN: 978-3-455-01109-8
384 Seiten
Darum
geht's: Nina ist eine erfolgreiche Autorin, hat sich in London eine Wohnung
gekauft, ist über 30 und Single. Von Dating-Apps hält sie nicht besonders viel,
ist sich auch gar nicht sicher, ob sie überhaupt nach einem Mann sucht, ob sie
einen Partner braucht, um glücklich zu sein. Aber ihre ebenfalls
Single-Freundin Lola überzeugt sie, sich dennoch bei einer dieser Apps
anzumelden. Prompt lernt sie Max kennen und kann ihr Glück nicht glauben. Es
scheint, als hätte sie den Mann fürs Leben gefunden, ganz einfach so. Getrübt
wird ihr junges Glück durch die dramatische Veränderung innerhalb Ninas
Familie. Ihr Vater wird dement und verliert zunehmend die Orientierung in
seinem Leben. Der ehemalige Universitätsprofessor vermisst permanent seine
Mama, die seit mehr als 20 Jahren tot ist und sucht nach ihr. Währenddessen
erkennt er oft seine eigene Tochter nicht wieder. Ninas Mutter fällt es
naturgemäß sehr schwer, mit dieser Situation umzugehen und so kriegen sich die
beiden Frauen immer wieder in die Haare. Das alles macht Nina schwer zu
schaffen und sie hofft, dass Max ihr den nötigen Halt geben wird, damit sie das
durchstehen kann.
Außerdem wird
in ihrem Freund*innenkreis fröhlich drauf los geheiratet und Familie-gegründet.
Sie muss Junggesellinnenabschiede durchstehen, die ihr verhasst sind, muss als
scheinbar Übriggebliebene auf Hochzeiten gehen und zusehen, wie ihr eigenes
Leben für ihre engsten Freundinnen unwichtig wird, weil diese in die Vorstadt
ziehen, Kinder bekommen und keinen Platz mehr für Ninas Dramen haben. Und dann
ist plötzlich auch noch Max verschwunden….
„Aber…“ Er
hielt inne, steckte den Tabakbeutel ein und schob sich die Zigarette hinters
Ohr. „Du bist nicht allein.“ Max hatte die Angewohnheit, mich in scheinbar
unromantischen Gesprächen mit überraschend pathetischen Aussagen über unsere
Beziehung zu entwaffnen. (S. 118)
So geht’s mir dabei: Auf subtile und doch präsente Art und Weise werden in diesem Roman patriarchale Strukturen aufgezeigt und angeprangert. Aber nicht verbittert und mit erhobener Faust sondern in einer Form, die mir mehr liegt und die nicht weniger verurteilend ist. Aber das Buch ist noch so viel mehr, als ein Hinterfragen von Rollenklischees.
Es ist eine berührende Familiengeschichte, die von einer starken Bindung zum eigenen Vater erzählt. Es ist eine Geschichte darüber, was ein Teil von zwei Eheleuten durchmacht, wenn der andere plötzlich verschwindet, obwohl er ein Leben lang an dessen Seite war. Es ist eine Geschichte über Freundschaften – über solche, die halten und solche, die sich verändern.
Und es ist nicht zuletzt eine moderne
Liebesgeschichte mit einem mehr als überraschenden Ende.
Geht's kurz und knapp? Das Buch war ein Volltreffer. Oft
zum Lachen, häufig überraschend und mit für mich unvorhersehbaren
Handlungssträngen. Ich konnte die Wendungen immer wieder einfach nicht glauben.
Eine große Leseempfehlung von meiner Seite.
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Ich bedanke mich bei #Netgalley für das E-Rezensionsexemplar.
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