Alles glänzt

Woodson, Jacqueline


Roman

Aus dem amerikanischen Englisch
von Yvonne Eglinger
Piper Verlag, 2021
ISBN: 978-3-492-07041-6



Darum geht's: Das zusammenfassen, fällt mir gar nicht ganz leicht. Ich starte mal einen Versuch... 
Es geht um Iris und Aubrey und um ihre gemeinsame Tochter Melody. Es geht um deren Familien, um die Ahnen und um dessen Schicksale. Es geht darum, dass die beiden viel zu früh Eltern werden, mit gerade einmal 15 und 16 Jahren. Leser*innen erfahren vom Massaker von Tulsa, das an Schwarzen verübt wurde und noch bis zu heutigen Generationen nachwirkt. Es geht außerdem um 9/11 und darum, was für eine Tragödie der Anschlag damals für einzelne bedeutete. Es geht um Rassismus. Ums schwarz sein. Um Rollenklischees in Bezug auf Elternschaft. Um eine Frau, die frei sein will, die Bildung erfahren und ihren Weg machen will und um einen Mann, der seine Rolle als Vater über die Maßen liebt und dafür auf einen weiteren Bildungsweg verzichtet, was ihn glücklich zu machen scheint. Darüber hinaus geht es auch darum, was es für die Beziehung zwischen Mutter und Tochter bedeutet, wenn die Mutter sich für ihre Bildung und ihre Arbeit und gegen die Familie entscheidet. 

"Alle Anrufe bestanden aus Daddy, Daddy, Daddy, und aus Fernsehserien, die sie gesehen hatte. Wenn sie Melody zu fragen versuchte, was sie gerade las, lachte das Kind. Alles, sagte sie. Ich les alles

Jetzt, da sie das Bild ihrer Tochter anstarrte, erinnerte sie sich wieder daran, wie ihre eigene Mutter mehr als einmal gesagt hatte, dass Iris so gar nichts Mütterliches an sich habe, und fragte sich, ob das Muttergen erst später aktiv würde." (S. 63)
So geht's mir dabei: Das war mein zweites Buch von Jacqueline Woodson. Und es ist das zweite Buch, das die Autorin, deren Zielpublikum normalerweise Jugendliche sind, für Erwachsene geschrieben hat. Ich hoffe, es folgen noch weitere, denn Alles glänzt hat mir genau wie Ein anderes Brooklyn sehr gut gefallen. Ich mag den Schreibstil. Sie verwendet so wenige Worte und sagt doch immer so viel. Man weiß so viel mehr über die Geschichte, als tatsächlich da steht. Ich verstehe selbst nicht so richtig, wie sie das macht. 

In dem Buch wird jedes Kapitel aus der Sicht einer anderen Person geschrieben. Dabei folgen die Erzählungen keiner zeitlichen Chronologie. Alle Personen kommen immer wieder zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihres Lebens zu Wort und so fügt sich nach und nach ein Puzzleteil ums andere in ein unglaublich umfassendes Gesamtbild ein und gewährt der Leserschaft tiefe Einblicke in diese beiden Familien und ihre belastende Vergangenheit.

Geht's kurz und knapp? Ja. Es ist ein wundervolles Buch. Bitte unbedingt lesen. 

Über diesen Link kannst du dir das Buch direkt bei der Tyrolia bestellen. Danke, dass du damit den stationären Buchhandel und meinen Blog unterstützt. :-) 





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

22 Bahnen

Das Geburtstagsfest

Männer töten