Ach, Virginia
Kumpfmüller, Michael
Roman
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, Feb. 2020
154 S.
ISBN: 978-3-462-32137-1
Vielen Dank an NetGalley für die Zurverfügungstellung des E-Books.
Darum geht's: Leonard und Virginia Woolf leben in ihrem Cottage im Süden von England, während der zweite Weltkrieg das Land fest im Griff hat. Dieses Cottage war nicht der Hauptwohnsitz des wohlhabenden Schriftsteller- und Verlegerpaares. Hierher haben sie sich zurückgezogen, um sich zu schützen. Doch fühlt sich Virginia Woolf wie eine Gefangene. Doppelt gefangen. Äußerlich, also räumlich und auch innerlich, von ihrer Krankheit. Bereits in jungen Jahren hat die berühmte Autorin immer wieder an starken Depressionen gelitten und auch jetzt spürt sie, dass die Krankheit zurückkehrt. Und ihr ist schnell klar, dass sie die Wucht der Krankheit diesmal nicht überwinden wird können.
Ihr geht es von Tag zu Tag schlechter. Ihr Mann Leonard lässt sie deswegen kaum mehr aus den Augen. Was sie einerseits rührt und im nächsten Moment ärgert. Sie ist ihrem inneren Zwiespalt in allen Situationen ausgeliefert. Sie will arbeiten, verspürt immer wieder den Drang zu schreiben. Doch sobald sie sich an den Schreibtisch setzt, ist sie überfordert. Sie kann sich nicht konzentrieren. Was sie wiederum frustriert und aufwühlt. Ihre Ärztin rät ihr dringend davon ab, zu arbeiten.
Sie kann in der Nacht nicht schlafen. Hört immer wieder Stimmen aus der Vergangenheit. Spürt eine innere Unruhe, der sie nicht Frau wird.
Schließlich beginnt sie, sich von der Welt zu verabschieden. Abzuschließen. Dadurch wird sie ruhiger. Die Stimmen im Kopf verschwinden. Die Unruhe wird phasenweise ruhig. Schlafen kann sie nach wie vor nicht. Verarbeitet in den Nächten vieles aus der Vergangenheit. Hat im Halbschlaf Begegnungen mit Personen aus ihrem Leben.
Am 28. März 1941 schreibt sie zwei Abschiedsbriefe. Einen an ihren Mann, einen an ihre Schwester. Mit Steinen in den Manteltaschen geht sie in den Fluss Ouse, in der Nähe ihres Cottages... Erst nach 3 Wochen wird ihre Leiche gefunden.
"Man glaubt, man hätte es in der Hand gehabt, sich für irgendein bestimmtes Leben zu entscheiden, und dann zeigt sich, dass das allermeiste von Anfang beschlossen war; so und nicht anders hat es kommen müssen, und wahrscheinlich ist es gut, dass es so gekommen ist, es ist unvermeidlich, und wovor muss man sich dann noch fürchten, wenn es unvermeidlich ist, im Grunde doch vor nichts." (S. 129)
So geht's mir dabei: Ich habe das Buch als e-book am Handy gelesen. Das ist immer das Buch, das ich am meisten vernachlässige, weil ich da nur lese, bevor ich einschlafe oder wenn ich unerwartet irgendwo ein paar Leseminuten habe und kein Buch dabei habe. (Kommt quasi nicht vor. :-) ) Was ich damit sagen will: Ich brauche für diese Bücher naturgemäß immer länger und bin nicht so vertieft in die Geschichte, wie des bei Büchern, in denen ich 2 Stunden am Stück lese, der Fall ist. Aber.
Trotzdem ist mir diese Geschichte sehr nahe gegangen. Der Name Virginia Woolf ist natürlich bekannt. Aber ich habe noch nie etwas von dieser Schriftstellerinnen-Persönlichkeit gelesen. Dennoch fasziniert mich diese Frau und ich bin froh, dank Michael Kumpfmüllers Roman einen Einblick in dieses außergewöhnliche Leben erhalten zu haben. Romane über Schriftsteller*innen faszinieren mich immer schon. Ich liebe es, auf diese, also eine unterhaltsame Art und Weise von Leben und Werk einer Autorin oder eines Autors zu erfahren.
Unterhaltsam war dieser Roman natürlich nicht, in dem die letzten 10 Tage des Lebens von Virginia Woolf erzählt werden. Aber sehr interessant. Und aufwühlend weil man mitfühlt. Außerdem bedrückend, weil man die Machtlosigkeit gegenüber der Krankheit Depression wieder einmal vor Augen geführt bekommt. Und nicht zuletzt ironisch, wenn man von dem Paar liest, das mehr oder weniger in seinem Cottage gefangen ist, während man hier sitzt und eine Ausgangssperre miterlebt.
Ich kann zusammenfassend sagen, dass mir das Buch wirklich gut gefallen hat. Vermutlich durch die Distanziertheit aufgrund meines oben beschriebenen Leseverhaltens, hat mich die Geschichte nicht nachhaltig bedrückt. Vielleicht auch, weil man Virginia Woolf beim Lesen diese Erlösung von ihrem Schmerz gönnt. Und weil man weiß, wie sehr ihr Werk weiterlebt. Es wird eine Mischung aus all diesen Dingen sein.
Geht's kurz und knapp? Michael Kumpfmüller hat einen beeindruckenden Roman über die letzten 10 Tage im Leben von Virginia Woolf geschrieben, in dem man durch Rückblicke sehr viel aus dem Leben der Autorin erfährt. Mir hat das Buch sehr gut gefallen.
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