Die Liebe im Ernstfall

Krien, Daniela

Roman

Diogenes Verlag, 2019
ISBN: 978-3-257-07053-8



Darum geht's: "Fünf Frauen, die das Leben aus dem Vollen schöpfen. Fünf Frauen, die das Leben beugt, aber keinesfalls bricht." So steht es auf dem Cover.
Man lernt in diesem Buch Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde kennen. Auf einem kurzen Abschnitt ihres Lebens dürfen wir Leser*innen sie begleiten. Die Leben dieser fünf Frauen kreuzen sich mal mehr, mal weniger intensiv. Paulas Ehe hat den Verlust des Babys nicht überstanden. Sie lebt mit ihrer Tochter allein und ist eine der ältesten Freundinnen von Judith. Eine Ärztin, die auf Datingplattformen nach interessanten Männern sucht, um ihren Spaß zu haben. Autorin Brida vertraut ihrer Ärztin Judith ihr Manuskript an, um es gegen zu lesen. Malika wurde von ihrer großen Liebe verlassen, weil er sich in eine andere verliebt hat. In eine Autorin, mit der er eine Familie gründete, was die junge Schriftstellerin aber völlig überforderte. Und Jorinde ist Malikas jüngere Schwester. Eine Frau, die scheinbar alles hat und zeitlebens von ihrer Schwester darum beneidet wurde. Und ausgerechnet diese sucht sie nun auf, um ihr zu helfen.

So geht's mir dabei: Ein unglaublich ehrliches Buch über verschiedene Lebensentwürfe von Frauen. Ich habe zunehmend das Gefühl bekommen, dass es eine Frau eh nie richtig machen kann. Egal, ob sie nun Karriere macht und als überzeugter Single lebt, ob sie eine Mutter ist, ob sie eine Geliebte ist, ob sie eine Ehefrau ist, ob sie versucht, ihren Beruf mit der Familie unter einen Hut zu bekommen - irgendjemand bleibt scheinbar immer auf der Strecke. Nicht zuletzt die Frau.

"Später fragt sie ihn, was ihn bei Svenja hält. (...)
Svenja, setzt er schließlich an, nimmt sich nicht wichtig. Sie unterstützt mich und stellt ihre eigenen Bedürfnisse auch mal zurück.Und ich habe das nicht getan?
Doch, natürlich, aber dir fiel es schwer. Du hast darunter gelitten. Und weil du gelitten hast, waren auch die Kinder und ich nicht glücklich." (S. 127)

Die Frau, der diese Worte auf den Kopf zugesagt werden, möchte im Buch dann gerne weinen. Ich kann gar nicht beschreiben, was ich nach diesen Zeilen alles will. Hier steht die Denkweise einer ganzen Gesellschaft. Und es ist so furchtbar paradox, dass dieser Frau hier auch noch vorgeworfen wird, dass sie unter ihrem Zurückstecken gelitten hat. Es hat den Frauen also gefälligst Spaß zu machen, ihre eigenen Bedürfnisse hintanzustellen. Und dieses Buch erzählt von Frauen, die sich das so nicht sagen lassen. Sie leiden darunter, aber sie leben als eigenständige Individuen. Unabhängig von Männern. Lassen es auch lieber zu, dass eine Familie, eine Ehe, eine Beziehung zerbricht, anstatt sich selbst vollständig aufzugeben. Wie schmerzhaft diese Entscheidungen sind, wie resigniert Frau wird, weil sie zu solchen Entscheidungen kommen muss, um sich selbst treu zu bleiben, wie einsam und unglücklich sie dadurch oft wird aber nicht zuletzt, welche neuen Möglichkeiten sich dadurch öffnen - davon erzählen diese fünf ineinandergreifenden Kurzgeschichten.

Das Lesen des Buches tut teilweise weh. Man wird berührt. Die Autorin trifft einen wunden Punkt (oder mehrere). Man versteht nicht, verurteilt, fühlt sich ertappt. Es ist ein Buch, das einen aufwühlt, das einem nahe geht. Keine Wohlfühllektüre. Es ist Literatur. Es ist Daniela Krien.

Geht's kurz und knapp? Wer keine Angst davor hat, ein ehrliches Buch über Frauen zu lesen, soll diesen Roman zur Hand nehmen.

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Tyrolia

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