Fünf Tage im Mai

Hager, Elisabeth R.


Darum geht's: Wir erleben 5 Tage in Illys Leben, über zwei Jahrzehnte verteilt, jeweils im Mai. Dadurch lernen wir Illy als aufgeweckte 8 Jährige kennen, als verliebten Teenager, als verzweifelte junge Frau und als Studentin, die nach einigen Jahren im Ausland heimkehrt. Ihre Heimat ist ein Dorf im Tiroler Unterland, in dem ihre Eltern ein Sportgeschäft führen und in dem ihr Urgroßvater den Status des ältesten Dorfbewohners erreicht hat. Er ist außerdem der letzte Fassbinder Tirols. Seine Werkstatt befindet sich im Elternhaus von Illy. Sie nennt ihn Tat'ka und verbringt ihre Zeit am liebsten bei ihm in der Werkstatt. Die tiefe Verbundenheit zwischen den beiden ist sofort greifbar.

"Ich blickte erst zu ihm, dann zu Tristan. Dann sah ich aus dem Augenwinkel, wie mir Tat’ka mit einer einzigen winzigen Bewegung zunickte. ‚Servus Kasper! Dass du so ein Depp sein kannst, Xaver‘, polterte er kopfschüttelnd." (S. 95)

An den fünf Tagen im Mai erfährt der Leser, was in den vergangenen Jahren geschehen ist, welche Ereignisse Illy und ihre Familie prägen und wie es um Tat'ka steht, der am Beginn der Geschichte bereits 81 Jahre alt ist. 

So geht's mir dabei: Die Geschichte von Illy hat mich tief berührt. Sie geht unter die Haut. Vor allem aber hat mich die Figur des Urgroßvaters aufgewühlt, der mich in so vielen Situationen an meinen eigenen Uropa erinnert hat. Überhaupt gibt es in Tirol einige Urgesteine, wie der Korbinian Hofer eines ist. Eher rau, wenn man ihn nicht kennt. Mit zerschlissener Kleidung und einem Tiroler Filzhut. (Im Fall meines Uropas noch stets mit einer Pfeife im Mund.) Aber warmherzig und mit klarem Verstand.

So ist auch Tat'ka. Er ist für einen Schabernack zu haben, als sie ein Kind ist, er versteht sie, als sie ein verliebter Teenie ist, er fühlt mit ihr, als die Geschehnisse in ihrem Leben sie aus der Bahn zu werfen drohen. Er findet die richtigen Worte, um sie für ihr weiteres Erwachsenenleben von der Vergangenheit zu befreien. Er weiß, wie es in ihrem Inneren aussieht und das beschreibt Hager in unzähligen winzigen Kleinigkeiten, die einen spüren lassen, wie stark das Band hier ist.

Elisabeth R. Hager erzählt in einer wundervollen Sprache, von Schmerzen und Freuden des Lebens. Sie lässt in ihrem Roman außerdem ein Stück Tiroler Zeitgeschichte weiterleben, in dem sie den Urgroßvater Dialekt sprechen lässt und ein altes Handwerk beschreibt. 
Vieles bleibt offen, wird nur angedeutet. Das mag ich, weil ich meine Fantasie einsetzen darf und ich mag es nicht, weil ich gerne wissen möchte, was genau passiert ist. 
Der Roman lässt mich nun etwas traurig zurück. Ich würde gerne noch so viel mehr lesen von Illy und ihrem Tat'ka. Es fühlt sich alles so "heimelig" an. Die beiden sind mir wirklich ans Herz gewachsen! 

Geht's kurz und knapp? Wärmste Leseempfehlung! Ein wunderbares Buch.

Klett-Cotta Verlag, 2019


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