Junger Mann

Haas, Wolf




Darum geht's: Um einen jungen Mann. :-D Soll ich's dabei belassen? 
Nein, ein bisschen mehr zum Inhalt gibt's doch noch: Der Protagonist ist ein 13-jähriger Junge, der sich in Elsa, eine um 10 Jahre ältere Frau, verliebt hat. Er arbeitet im Sommer 1974 auf einer Tankstelle in seinem Heimatort. Sein erklärtes Ziel ist es, in diesem Sommer einige Kilo abzunehmen, was ihm auch durch seine konsequente Diät gelingt. 

Der Fernfahrer Tscho, den er aus Kindertagen kennt und der immer wieder an der Tankstelle Halt macht, ist mit Elsa verheiratet. Elsa und der Protagonist treffen sich immer wieder. Mal mehr, mal weniger zufällig. Sie weiß ziemlich genau über seine Familienverhältnisse Bescheid, was wohl am Dorfleben liegt. So redet sie ihn zum Beispiel ganz selbstverständlich darauf an, dass sein Vater in der Nervenheilanstalt ist und dass seine anstrengende Mutter sich zu viele Sorgen macht und er ziemlich gescheit ist. Sie selbst hat nicht einmal einen Hauptschulabschluss, würde aber gerne Krankenschwester werden, wozu er sie auch ermutigt. Außerdem möchte sie gerne Englisch lernen und bittet ihn, ihr Unterricht zu geben. Der Jugendliche lässt sich natürlich darauf ein, damit er seine Herzdame regelmäßig besuchen kann, wenn er auch ein mulmiges Gefühl gegenüber ihrem Ehemann Tscho hat, vor dem sie diese Treffen geheim halten. Vor Tscho hat der Jugendliche einen gehörigen Respekt und irgendwie bewundert er ihn auch. Vor allem um sein Aussehen, um seine Männlichkeit und natürlich um seine Frau. 

"Ich hoffe, du hast den Fleck nicht draufgegeben, bevor der Pick hart war", sagte die Frau des Teheranfahrers Tscho und reichte mir einen Bierkrug voll Wasser. Ein halber Liter Wasser: Null Kalorien. 
"Bei der Hitze trocknet er schnell", antwortete ich in einem tschohaften Tonfall, der ihre Zweifel zurückschmettern sollte mit einem glasklaren: Ich Tankstelle, du Frau." S. 39
Als der Tscho ihn dann auf eine Fahrt nach Griechenland mitnimmt, um bei Zollproblemen als Dolmetscher zu fungieren, nimmt die Geschichte eine neue Wendung.

So geht's mir dabei: Ich muss zugeben, ich habe eine Weile gebraucht, um in die Geschichte zu finden. Anfangs ist mir auch der Haas'sche Schmäh abgegangen, wegen dem ich seine Bücher so sehr liebe. Aber dann kam er langsam und als er da war, der Schmäh, fühlte ich mich auch in der Geschichte wohl und mochte nicht mehr aufhören zu lesen. Dabei habe ich einige Male laut aufgelacht und war glücklich. Da war er wieder. Der Wolf Haas.
"Womöglich war ich beim Anblick des Meeres verrückt geworden und hatte mir seine Tränen nur eingebildet. Immerhin war mein Vater im Irrenhaus, da konnte ich auch Halluzinationen haben. Diese Erklärung wäre mir auf jeden Fall lieber gewesen. Ich wusste schon, dass sie nicht stimmte. Dummerweise war ich nicht verrückt. Das war mir schon öfter aufgefallen. Ich war der einzige Normale in der Familie. Aber das konnte auch nur mir passieren, dass ich zum ersten Mal im Leben am Meer war, noch dazu an der schönsten und geheimsten und steilsten Stelle bei Sonnenaufgang, mich aber ausschließlich mit dem Salzwasser beschäftigte, das hinter meinem Rücken aus dem Lastwagenfahrer lief." (S. 157 f) 
Meiner Meinung nach hat man einen guten Einblick in das Leben der 70er Jahre in einem Dorf in Österreich bekommen. Die Zeit wird sehr authentisch dargestellt, was daran liegen mag, dass der Autor selbst ein Teenie war in dieser Zeit und ein gutes Gedächtnis hat. Außerdem stimmen die Widersprüche des Jugendlichen über sein Bild von sich selbst und dem, wie er sich nach außen gibt perfekt mit den Unsicherheiten eines Jugendlichen überein. Egal, ob in den 1970er Jahren oder heute.  Die Entwicklungen gegen Ende des Romans waren überraschend, wurden für meinen Geschmack dann aber etwas zu schnell abgefertigt, mit einem Zeitsprung nach vorne. Alles in allem war ich aber gut gelaunt nach der Lektüre und der Autor hat mich grinsend zurück gelassen. Das mag ich.

Geht's kurz und knapp? Zwar kein Dings, Brenner, aber trotzdem ein typisches Wolf Haas Buch. Ich kann es empfehlen.

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Hoffmann und Campe, 2018
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