Kochen im falschen Jahrhundert

Präauer, Teresa

Roman

Wallstein Verlag, 2023
ISBN: 978-3-8353-5429-6
198 S. 


Darum geht's
: Eine Einladung zum Abendessen auszusprechen umschließt eine ganze Reihe an Entscheidungen, die nur eines bedeuten können: Die oder der Einladende ist endgültig im Erwachsenenleben angekommen. In diesem Roman ist genau das der namenlosen Protagonistin passiert. Sie ist in diese Wohnung gezogen, hat sich hier eingerichtet in ihren eigenen vier Wänden und fühlt sich nun tatsächlich soweit, ihre Freund:innen und Bekannten zum Abendessen einzuladen. Sie wählt ein befreundetes Paar aus, das vor kurzem ein Baby bekommen hat, einen Freund aus der Schweiz, der an der Universität doziert sowie den eigenen Lebenspartner. 

Der Abend, an dem die Freunde kommen, steht nun also bevor. Der Crémant, den es zur Begrüßung gibt, ist gekühlt, die Cracker stehen am Tisch, der Salat wartet auf sein Dressing  und die vorbereitete Quiche wird es als Hauptspeise geben. Ein leichtes Sommermenü mit Rotwein - so hat es die Gastgeberin geplant. Die Gäste treffen ein, der Abend beginnt und als wir Lesenden der Meinung sind, jetzt würde das Essen serviert, beginnt der Abend noch einmal von Neuem. Mit denselben Akteur:innen und demselben Menü aber doch gänzlich anders. Welche Wahrheit vom Start dieser Einladung nun die richtige war - ganz sicher können wir da nicht sein. Dann schreitet der Abend voran, mit vielen Rückblicken und einer Gastgeberin, die sich in Gelassenheit übt, die langsam aber zur Ausgelassenheit wird und irgendwie gerät der ganze Abend außer Kontrolle. Oder doch nicht? 

"Kennt ihr dieses Kinderbuch aus den achtziger Jahren, fragte die Gastgeberin selig in die Runde, Der Frieden fängt zu Hause an?(...) Und so hätte der Abend fortlaufen können und friedlich zu Ende gehen." (S. 137)

So geht's mir dabei: Selten ist mir die Inhaltsangabe zu einem Buch so schwer gefallen und sie wird dem Buch auch ehrlicherweise gar nicht gerecht. Der österreichischen Autorin Teresa Präauer ist hier eine Geschichte gelungen, die ich unglaublich finde. Nicht wegen dem, was während dieses Abends passiert. Aber wegen der Art und Weise zu erzählen, in der Handlung vor und zurück zu springen, dennoch eine Stimmung zu erzeugen, die Lesende mit an den Tisch holt und darüber hinaus noch einen Wortwitz in das Buch einfließen zu lassen, der seinesgleichen sucht. Nebenbei nimmt sie außerdem so manch selbstverständlich gewordene Entwicklung unserer Zeit aufs Korn und umspannt nicht nur mit ihrer musikalischen Begleitung ein ganzes Jahrhundert. 

Dieses Buch ist so speziell und originell, dass es sich nicht kategorisieren lässt. Aber es lässt sich lesen und zwar mit einem amüsierten Grinsen auf den Lippen, mit Leichtmut und Freude und dabei ist es nicht im Geringsten oberflächlich. Das Buch hätte meiner Meinung nach Preise verdient, für die es auch nominiert war. Vor allem wegen der Originalität und wegen der Sprachgewandtheit. 

Geht's kurz und knapp? Bitte lest dieses Buch und lasst euch darauf ein. Ihr werdet euch fühlen, als wäret ihr im Theater oder direkt in der Wohnung der Gastgeberin. 

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